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RCE Graz-Styria Newsletter 04/16

Sehr geehrte LeserInnen,

unser aktueller Newsletter steht ganz im Zeichen von Beteiligung und Inklusion als wesentliche Aspekte nachhaltiger Entwicklung. Die folgenden Texte führen Sie von Graz über Judenburg bis nach Wien, Maastricht und Kairo. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre der Beiträge, Veröffentlichungen und Veranstaltungstipps.

Herzliche Grüße
Das Team des RCE Graz-Styria



Das Kick-Off-Meeting wurde aufgrund der Ereignisse in Brüssel auf Mai verschoben, dennoch sind die Arbeiten zum Projekt schon gestartet.

Neues EU-Projekt: “SmarterLabs” für eine intelligente und inklusive Stadtplanung

Das RCE Graz-Styria wird sich in den nächsten drei Jahren verstärkt Fragen moderner Stadtentwicklung und partizipativer Stadtplanung widmen. Im EU-Projekt „Smarter Labs – Improving Anticipation and Social Inclusion in Living Labs for Smart City Governance“ werden mit europäischen StädtepartnerInnen praxisorientierte Forschung und Erfahrungsaustausch ermöglicht.

Im Fokus der Untersuchungen stehen sogenannte „Living Labs“, die ein vielversprechendes Werkzeug darstellen, um aktuellen Herausforderungen zu begegnen und die Interessen von BürgerInnen, Politik und Verwaltung gleichberechtigt in die Stadtentwicklung einzubeziehen. Das Ziel des Projekts ist es, das Konzept dieser Living Labs „smarter“ zu machen bzw. zu verfeinern, um potentielle Schwachstellen wie etwa die Nichteinbindung bestimmter sozialer Gruppen bereits im Vorfeld auszuräumen. Solche möglichen Probleme werden anhand konkreter Verkehrsprojekte in den Partnerstädten Bellinzona, Brüssel, Maastricht und Graz analysiert – zunächst bei abgeschlossenen Projekten und danach in Living Lab-Experimenten. Abschließend werden drei Test-Workshops in Santander, Istanbul und Helsinki durchgeführt, um die Anwendbarkeit zusätzlich in regional unterschiedlichen Kontexten zu evaluieren.

Das Projektkonsortium besteht neben dem RCE Graz-Styria aus den genannten Partnerstädten sowie zugehörigen lokalen Initiativen, der Universität Maastricht (Projektkoordinator), der Freien Universität Brüssel und der Fachhochschule der italienischen Schweiz. Durch die heterogene Zusammensetzung der PartnerInnen, deren Erfahrung mit der Thematik und die Einbeziehung von lokalen AkteurInnen dürfen praxisrelevante Ergebnisse erwartet werden.



Dr. Thomas Höflehner und Mag.a Christine Bärnthaler mit den Studierenden Lucas Strobl und Arne Krage und AkteurInnen der Stadt Judenburg (Foto: © Helfried Kreiter)

Innenstadtbelebung durch BürgerInnenbeteiligung: Transdisziplinäre Lehre in Judenburg

Studierende aus den Masterstudien „Nachhaltige Stadt- Regionalentwicklung“, sowie „Umweltsystemwissenschaften – Geographie“ der Universität Graz beschäftigten sich unter fachlicher Begleitung von Dr. Thomas Höflehner (RCE Graz-Styria) und Mag.a Christine Bärnthaler (bärnthaler consulting – Büro für regionale Ideen) im Wintersemester 2015/16 mit der Frage, welche Bevölkerungsgruppen in Judenburg zu einer Innenstadtbelebung beitragen können und welche neuen Beteiligungsformate dabei eine Rolle spielen.

Die motivierten Studierenden unternahmen einen themenbezogenen Stadtrundgang und führten zahlreiche Interviews mit VertreterInnen von Stadtmarketing, Stadtentwicklung, Politik, Wirtschaft, Bildungseinrichtungen und Zivilgesellschaft. Darüber hinaus nahmen die LehrveranstaltungsteilnehmerInnen eine umfassende Best Practice-Recherche vor. Anhand der auf diese Weise gewonnen Erkenntnisse konnten konkrete Handlungsempfehlungen für AkteurInnen der Gemeinde Judenburg abgeleitet werden.

Am 15. Februar 2016 präsentierten die LehrveranstaltungsleiterInnen gemeinsam mit Lucas Strobl und Arne Krage als VertreterInnen der Studierendengruppen ihre Ergebnisse vor MultiplikatorInnen aus Judenburg. Dabei wurden viele spannende Ideen und Impulse für die Attraktivierung der mittelalterlichen Innenstadt diskutiert. Die interessierten ZuhörerInnen bekamen dadurch einen spannenden Blick von einer Außenperspektive auf ihre Stadt und lernten neue Ansätze kennen, die dazu beitragen können, die Lebensqualität in Judenburg zu erhöhen.

BürgerInnenbeteiligung hat in Judenburg bereits eine lange Tradition und reicht von partizipativen Spielplatzplanungen bis hin zu einem eigenen BürgerInnenbeteiligungsausschuss. Mit Hilfe von BürgerInnenbeteiligung können gemeinsam mit den Betroffenen umsetzbare Lösungen gefunden und potenzielle Konflikte vermieden werden. Zudem kann auch die Akzeptanz von Maßnahmen der Stadtverwaltung auf diese Weise verbessert werden.



Die TeilnehmerInnen des ConSus-Trainings vor der Algenfarm „Ecoduna“ in Bruck/Leitha (Foto: © Richard Kromp)

ConSus geht nach Projekttreffen in Wien in die finale Phase

Zwischen 15. und 18. März 2016 wurde das sechste und letzte Training des ConSus-Projekts an der BOKU Wien abgehalten. Richard Kromp und sein Team vom „Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit“ luden 20 LektorInnen der albanischen und kosovarischen Partnerinstitutionen zum Thema „Grand Challenges – Energy – Global and Climate Change“ ein.

Das vielseitige Programm umfasste neben Inputs zu globalen Herausforderungen und Nachhaltigkeitsaktivitäten an der BOKU Exkursionen zum Atomkraftwerk Zwentendorf, Niederösterreich sowie einer Biogasanlage, einem Windpark und einer Algenfarm in Bruck/Leitha, Niederösterreich. Abgeschlossen wurde das Training durch das Rollenspiel „Climate Conference Game“ am Freitag. Die TeilnehmerInnen erhielten damit interessante Einblicke und Diskussionsgrundlagen zu Energieherausforderungen, - quellen und -sicherheit.

Mit diesem Training ist das Arbeitspaket nun abgeschlossen. Die sechs Trainings wurden konzipiert, um mit den wissenschaftlichen MitarbeiterInnen globale und lokale Nachhaltigkeitsherausforderungen zu diskutieren. Gleichzeitig sollten sie die inhaltliche und methodische Grundlage für die Erstellung der Lehrressourcen bieten, welche ein weiteres Arbeitspaket im Projekt darstellen. Auch dieses ist nun finalisiert. Insgesamt wurden 90 Lehrressourcen von den MitarbeiterInnen der albanischen und kosovarischen Partneruniversitäten entwickelt. Diese sind in Kürze auf der Webseite www.consus-tempus.com verfügbar.

Bis zum Projektabschluss im November 2016 werden nun öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen organisiert und durchgeführt. So finden im April und Mai insgesamt sieben eintägige Workshops an den albanischen und kosovarischen Partneruniversitäten statt. Sie sollen unterschiedliche Interessierte wie etwa WissenschafterInnen, LektorInnen, Zivilgesellschaft und Studierende zusammenbringen, um Projektergebnisse zu präsentieren und weitere Lehrressourcen gemeinsam zu entwickeln.

Die Abschlusskonferenz findet am 29. September 2016 in Durres, Albanien statt. Sie hat einen stärkeren wissenschaftlichen Bezug und wird mit interaktiven Methoden die Projekterfolge vermitteln. Neben Keynotes zu Bildung für nachhaltige Entwicklung werden Lehrressourcen präsentiert und gemeinsam ausprobiert. Zusätzlich wird das ConSus-Netzwerk vorgestellt, welches sich aus dem Projekt bilden wird. Dies hat das Ziel, interessierte Institutionen und Personen aus Albanien und Kosovo zusammenzubringen, um regionale Nachhaltigkeitsherausforderungen durch Forschung und Lehre gemeinsam anzugehen.



Das Team des RCE Graz-Styria mit Projektpartnern: O.Univ.-Prof. Dr. Friedrich Zimmermann (RCE Graz-Styria), DI Gerhard Ablasser (Stadt Graz), Mag. Thomas Drage (RCE Graz-Styria), Mag.a Petra Wlasak, MA, MSc (RCE Graz-Styria), Katharina Drage (Gewinnerin des Ticket-Gewinnspiels), Dr. Thomas Höflehner (RCE Graz-Styria), Dr. Christian Scholl (Universität Maastricht), Mag. Mario Diethart (RCE Graz-Styria) (v.l.n.r.) (Foto: © RCE Graz-Styria)

Nachlese und Kommentar: Die Urban Future Global Konferenz 2016 in Graz

Katharina Drage, Gewinnerin unseres Ticket-Gewinnspiels, berichtet über die internationale Konferenz, welche vom 2. bis 3. März 2016 in Graz stattfand. 

Über 180 RednerInnen und 1500 TeilnehmerInnen aus vier Kontinenten referierten, diskutierten und präsentierten im Rahmen der  Urban Future Global Konferenz Ideen, Projekte und Strategien für unser Leben in der Stadt der Zukunft. Schwerpunktthemenfelder waren „Mobility“, „Living & City Planning“, „Communication“ und „Resources“. Die Vortragenden aus Politik, Planung, Wirtschaft und Forschung gaben Einblicke in erfolgreich umgesetzte Projekte. Dabei war es inspirierend zu sehen, welche kleinen Änderungen unser Mobilitätsverhalten, unseren Alltag und letztendlich unsere Lebensqualität verändern können.

Die Themenvielfalt der Konferenz reichte von wie Wien erfolgreich den öffentlichen Verkehr ausbaut, die übergewichtige Stadtbevölkerung in Oklahoma Gewicht verlor, Maribor seine stärkst befahrene Straße verkehrsberuhigt, die Stadt Montreal den öffentlichen Raum belebt, das alternative Transportsystem „Uber“ funktionieren soll, bis zu der Frage warum in der Smart City Graz die Gebäude mit ihren BewohnerInnen wachsen. Mike Cornell, Bürgermeister von Oklahoma, verriet außerdem sein Rezept für lebendige, lebenswerte Städte: „When you create a city where people want to live, they will come, and jobs too.“ Auch das Thema Migration und Gleichstellung wurde behandelt. Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassiliakou kritisierte in diesem Zusammenhang Geschäftsmodelle, welche auf der wachsenden Armut der Bevölkerung basieren. Sie beendete ihren Vortrag mit einem Plädoyer für mehr Gleichbehandlung von Menschen mit Migrationshintergrund.

Die zwei Tage hinterließen bei mir vor allem einen Eindruck: Optimismus und Euphorie. Das liegt zum einen an der kreativ-optimistischen Art, mit der die RednerInnen ihre Ideen, Projekte und Konzepte präsentierten, zum anderen am wissbegierigen, bunt gemischten Publikum. Die Vorträge, welche ich besuchte, waren großteils kurzweilig und interessant. Auch die Themenvielfalt war groß: Von „digital innovation“, „fight against climate change“, bis „reinvented cities autonomous“ wurden verschiedene Aspekte, die die Städte von heute und morgen beschäftigen, aufgegriffen. Mein einziger Kritikpunkt an den zwei hervorragenden Konferenztagen: Herausforderungen im Bereich Mobilität, Bauen und Kommunikation sollen laut Kanon der Vorträge durch technische Innovationen gelöst werden; ein Aufruf für Verzicht und Reduzierung des Ressourcenverbrauchs in diesem Kontext fehlte leider. Dass Städte der Zukunft aber nicht ohne das Engagement und das Miteinander ihrer BewohnerInnen lebenswert sind, fasst Thomas Pucher, Architekt aus Graz wie folgt schön zusammen: „The city is what we make out of it.“



Zimmermann, F. M. (2016): Nachhaltigkeit Wofür? Von Chancen und Herausforderungen für eine nachhaltige Zukunft. Springer-Spektrum Verlag, Heidelberg.

Neuerscheinung: Nachhaltigkeit wofür? Von Chancen und Herausforderungen für eine nachhaltige Zukunft

Globale Herausforderungen und die Notwendigkeit umzudenken – wie soll das funktionieren? Dies ist die Kernfrage, die die AutorInnen dieses Buch aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und durchaus kritisch und kontroversiell diskutieren. 

Sie debattieren Gegenwarts- und Zukunftsfragen anhand der großen Herausforderungen unserer globalisierten Welt. Dazu gehören beispielsweise der Klimawandel, die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, das Diktat des Konsums, der Nord-Süd-Konflikt und die Explosion der Megastädte des Südens sowie die sich weit öffnende Kluft zwischen Arm und Reich, aber auch neue Dimensionen von Integration und Inklusion. Das Buch beleuchtet diese und viele andere Aspekte holistisch und integrativ sowie unter Berücksichtigung der ökonomischen, der sozialen und der ökologischen Säule der Nachhaltigkeit und erläutert sie in ihrer Komplexität und gegenseitigen Vernetzung. Neben theoretisch argumentierten Lösungsstrategien zeigt das Buch zukunftsfähige Optionen für nachhaltige Entwicklungen auf und gibt Beispiele aus der Praxis. Die Intention ist eindeutig: Für eine zukunftsfähige Entwicklung unseres Planeten müssen wir dringend umdenken – und vor allem "umhandeln".


Veröffentlichungen

Zimmermann, F. M. (2016): Nachhaltigkeit Wofür? Von Chancen und Herausforderungen für eine nachhaltige Zukunft. Springer-Spektrum Verlag, Heidelberg.


Veranstaltungen

"Gesundheitsvorsorge – ein Blick über die Grenzen"
Vortrag von Ao.Univ.Prof. Dr. Johann Pfeifer im Rahmen der Sustainability4U-Ringvorlesung
Mi, 13.04.2016, 18:00
HS E1, Auenbruggerplatz 15, Medizinische Universität Graz, 8036 Graz
Information

"Hilfs- und Schutzsuchende im Spannungsfeld mit dem Militär"
Vortrag von Mag. Karl Pernitsch im Rahmen der Sustainability4U-Ringvorlesung
Mi, 20.04.2016, 18:00
HS VIII, Alte Technik, Rechbauerstraße 12, Technische Universität Graz, 8010 Graz
Information

25 Jahre Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen - Tag der offenen Tür
Mi, 04.05.2016, 13:00
AKGL-Büro, Harrachgasse 34, Karl-Franzens-Universität Graz, 8010 Graz
Information

Montagsakademie: "Wie frei ist unser Wille zu mehr Nachhaltigkeit?"
Vortrag von O.Univ.-Prof. Dr. Friedrich M. Zimmermann
Mo, 09.05.2016, 19:00
Aula der Karl-Franzens-Universität Graz, Universitätsplatz 3, 8010 Graz
Information

Konferenz: "Universities as Beacons of Change: Education for Sustainability lighting up pathways for a new world"
26.-29.06.2016
Gibraltar
Information und Anmeldung