RCE-Mitarbeiter Dr. Andreas Exner präsentierte zusammen mit Projektleiter David Steinwender und Mitarbeiterin Nora Skrabania (beide Verein Transition Graz) auf Einladung des Fonds für Arbeit und Bildung der Diözese Graz die Ausstellung “Wirtschaft für den Menschen”. Sie wurde im Kulturjahr 2020 Graz-Projekt "City of Collaboration" erarbeitet.
Neben anderen Standorten der Ausstellung wie dem Spektral, Gemeinschaftsgärten oder Cafés, wurde diese am 15. September 2021 auch im Grazer Bischofshof eröffnet. Im Zuge dessen fand eine Kuratorenführung durch die Ausstellung statt: Angeleitet von RCE-Mitarbeiter Dr. Andreas Exner wurden u.a. Bischof Wilhelm Krautwaschl, Siegfried Nagl, Wirtschaftsdirektor Andreas Ehart, Ressortleiterin Anna Hollwöger, KAB Vorsitzender Martin Hochegger, Fonds-für-Arbeit-Kuratoriumsvorsitzender Peter Hochegger, Familienreferatsleiterin Katrin Windischbacher und Gertraud Hausegger-Grill inhaltlich durch die 10 Tafeln begleitet. Einen kurzen Einblick in die Führung gibt eine Videozusammenfassung. Die Ausstellung ist noch bis 31.10.2021 für kirchliche Mitarbeiter*innen in der Ganggalerie des dritten Stocks des Bischöflichen Ordinariats zu sehen.
Inhaltliche Erläuterungen zur Ausstellung sind in Form des folgenden Textes, verfasst von Andreas Exner auch ohne persönliche Führung, gemütlich von zu Hause aus einsehbar:
Die Ausstellung „Wirtschaft für den Menschen“ beleuchtet die Rolle von sozial und ökologisch ausgerichteten Formen der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen. Diese Formen des Wirtschaftens werden heute zum Teil als Solidarische oder Soziale Ökonomien bezeichnet und blicken auf eine lange Geschichte zurück. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Urform der wirtschaftlichen Tätigkeit, die auf Kooperation und Solidarität beruht. Die gemeinsame Aushandlung der Regeln der Zusammenarbeit und der Verteilung von Produkten ist dabei von zentraler Bedeutung. Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden diese Wirtschaftsformen zumeist als Genossenschaften bezeichnet, und auch der Begriff der Commons bzw. der Gemeingüter verweist auf diese Formen. Die Genossenschaft ist heute auch eine weltweit anerkannte Rechtsform für Unternehmen, die sich an den Bedürfnissen von Menschen orientieren anstelle des Profits. Solidarische Ökonomien zeigen immer wieder auch eine besondere ökologische Verantwortung.
Für eine am Menschen orientierte Wirtschaftsweise wie sie Solidarische Ökonomien – zum Beispiel Genossenschaften – praktizieren, sind demokratische Entscheidungsstrukturen essenziell. Demokratie in der Wirtschaft bedeutet, dass zumindest alle Mitglieder einer wirtschaftlichen Organisation gleichberechtigt über die wesentlichen Belange diskutieren und entscheiden. Darüberhinaus sollten auch die Anliegen jener Menschen Berücksichtigung finden, die nicht Teil der jeweiligen wirtschaftlichen Organisation sind. Die demokratische Gestaltung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen gehört ebenso dazu wie der Respekt für die Bedürfnisse der nicht-menschlichen Lebewesen und die Naturgrundlagen allen Wirtschaftens. Wie auch die Genossenschaftsprinzipien des internationalen Dachverbands der Genossenschaften, der ICA, festhalten, zielt demokratisches Wirtschaften auf die Kooperation zwischen Genossenschaften.
Angesichts der vielfachen Krisen der Umwelt, der Wirtschaft, des sozialen Zusammenhalts und der Demokratie in der Gesellschaft gilt es, die erprobten Ansätze von Wirtschaftsdemokratie, Solidarischen Ökonomien und Genossenschaften neu zu entdecken. Doch will die Ausstellung „Wirtschaft für den Menschen“ nicht nur das bestehende Wissen über diese Wirtschaftsformen verbreiten, sondern auch einen Impuls dafür setzen, sie praktisch weiterzuentwickeln.
In 10 Tafeln stellt die Ausstellung „Wirtschaft für den Menschen“ die Grundprinzipien demokratischen Wirtschaftens dar, erläutert die Geschichte Solidarischer Ökonomien und von Genossenschaften, geht anhand besonders innovativer Solidarischer Ökonomien und wichtiger solidarökonomischer Strukturen auf die Situation in Österreich ein, und wirft einen Blick nach Brasilien und Spanien, um konkrete Beispiele in anderen Ländern zu verdeutlichen. Die vielen Zuflüsse zum Konzept der Wirtschaftsdemokratie, die verschiedenen politischen Strömungen und Weltregionen entspringen, werden in einer eigenen Tafel schlaglichtartig aufgezeigt.